1. April 2020:
Die Große Kreisstadt Pirna liegt etwa 15 km südöstlich von Dresden und ist mit fast 40.000 Einwohnern das Verwaltungszentrum des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Als Mittelzentrum übernimmt die Stadt alle Bereiche der höherwertigen Daseinsvorsorge und ist Wirtschafts-, Bildungs- und Kulturzentrum der Region. Von besonderer Bedeutung ist die Stadt als touristisches Ziel aufgrund ihrer Nähe zur Sächsischen Schweiz und der attraktiven historischen Altstadt. Aus der Nähe zum Ballungsraum Dresden und der Anziehungskraft der Sächsischen Landeshauptstadt resultieren enge funktionale Verflechtungen.
Von einem Höchststand mit knapp 50.000 Bewohnern Mitte der 1970er Jahre sank die Einwohnerzahl auf etwa 45.000 gegen Ende der 1980er Jahre. Nach einem weiteren Rückgang in den 90er Jahren stabilisierte sich die Entwicklung um das Jahr 2011 bei etwa 38.500 Bewohnern. Seit 2014 ist eine leicht zunehmende Tendenz zu beobachten. Die Stadt profitiert dabei vor allem von Zuwanderungsgewinnen aus dem Umland und hat inzwischen sogar gegenüber Dresden einen positiven Wanderungssaldo. Gemäß der jüngsten Bevölkerungsprognose der Stadtverwaltung (2019) wird deshalb ein „Szenario 40.000+“ als realistisch betrachtet – d.h. eine Fortsetzung des stabilen bis leicht positiven Trends der letzten Jahre. In der aktuellen Fortschreibung (Stand: April 2020) des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (INSEK) Pirna 2030 wird für 2035 eine Einwohnerzahl von ca. 41.000 prognostiziert.
Bild 1: Bevölkerungsentwicklung in Pirna
Diese Einschätzung entspricht dem oberen Szenario der Bevölkerungsprognosen des Freistaates Sachsen (6. Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung 2015-2030 (Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, 2016), welches für die Stadt Pirna zwischen 2014 und 2030 ebenfalls ein leichtes Wachstum ausweist. In einer Studie zum „Schwarmverhalten in Sachsen“ (Schwarmverhalten in Sachsen – eine Untersuchung zu Umfang, Nachhaltigkeit und Folgen der neuen Wanderungsmuster (empirica AG, 2016)) wird Pirna hinsichtlich seiner Zukunftsperspektiven als „Wachstumsstadt“ bezeichnet, die vor allem von Wanderungsgewinnen aus dem „Hinterland“ profitiert.
Die Siedlungsstruktur des Stadtgebietes ist sehr heterogen. Das Spektrum reicht von den dicht besiedelten Wohngebieten in Copitz und Sonnenstein über die klein- bis mittelstädtischen Quartiere der Innenstadt bis hin zu den dörflich geprägten Außenquartieren und Vororten wie z.B. Bonnewitz, Mocketal oder Neundorf.
Bild 2: Bevölkerungsdichte Pirna 2020
Verkehrsrelevante Nutzungen wie größere Einkaufszentren, Schulen, die Stadtverwaltung, Arbeitsplatzschwerpunkte, Kultur-, Freizeit und Sozialeinrichtungen konzentrieren sich vor allem auf die Innenstadt, den Sonnenstein und den Stadtteil Copitz.
Zu den stark frequentierten Zielen in den dicht besiedelten Stadtteilen gehören:
Verkehrserzeugende Schwerpunkte in peripherer Lage sind:
Für die Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die raumstrukturelle Ausgangslage sehr günstig. Pirna hat ein lebendiges, multifunktionales Stadtzentrum von überschaubarer Größe. Alle stark verkehrserzeugenden Nutzungen liegen in dicht besiedelten Stadtteilen oder an wichtigen Verkehrsachsen – auch im ÖPNV. Nur der künftige Industriepark Oberelbe liegt isoliert, abseits bestehender ÖPNV-Verbindungen. Ideen für seine (Neu-)Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln liegen jedoch bereits vor und werden im vorliegenden Konzept berücksichtigt.
Bild 3: Siedlungsstruktur / Nutzungen (Ausschnitt)
komplette Darstellungen: nördliche Stadtteile und südliche Stadtteile
Neue Wohngebiete mit einem Einfluss auf die künftige Verkehrsentwicklung und ggf. zusätzlichem Erschließungsbedarf im ÖPNV sind das Quartier um die Reutlinger Straße (inkl. geplanter Seniorenpark), die Neuüberbauungen in Cunnersdorf, die Areale „Alte Fleischfabrik“ und „Alte Gärtnerei Jessen“ sowie das neue Wohn- und Gewerbegebiet zwischen Mockethal und Zatzschke (Areal der ehem. Getreidetrocknung). Ansonsten entstehen neue Wohnungen v.a. durch Lückenschlüsse und Verdichtungen im Bestand.
Der geplante Industriepark Oberelbe zwischen Pirna und Heidenau ist das größte Entwicklungsgebiet für Gewerbe- und Industrieansiedlungen und langfristig ein neuer Schwerpunkt des Verkehrsaufkommens. Kleinere Reserven für Gewerbeansiedlungen bieten außerdem die Gewerbegebiete „An der Elbe“, Sonnenstein und Copitz Nord. Innerhalb des Stadtzentrums kommt mit dem Scheunenhofcenter (Einkaufszentrum, Dienstleistungen, Wohnen) eine neue, stark frequentierte Einrichtung hinzu.
Bild 4: Entwicklungsgebiete Pirna
In der Pendlerstatistik (Stand: Juni 2019) ist Pirnas Bilanz mit 9.700 Einpendlern und 9.200 Auspendlern nahezu ausgeglichen. Anhand der räumlichen Lage der Stadt und der Verkehrsanbindung lassen sich im Pendlerverkehr fünf Hauptrelationen bzw. Korridore zusammenfassen: Dresden, Neustadt/Sebnitz, Königstein/Bad Schandau, Bad Gottleuba und Dohna/Glashütte. Erwartungsgemäß haben Pendlerbeziehungen in/aus Richtung Dresden mit ca. 70 % der Auspendler (47 % Stadt Dresden) und ca. 45 % der Einpendler (26 % Stadt Dresden) den mit Abstand größten Anteil. Nur in diesem Korridor ist der Pendlersaldo negativ (d.h. mehr Aus- als Einpendler). Auf den anderen Relationen – d.h. gegenüber dem „Hinterland“ – überwiegen zahlenmäßig die Einpendler.
Aufgrund der vielfältigen Wirtschaftsstruktur mit zahlreichen Arbeitsplätzen spielt auch der Binnenverkehr innerhalb der Stadt eine große Rolle: Knapp 40 % der ca. 15.000 Pirnaer Beschäftigten sind Binnenpendler.
Bild 5: Pendlerbeziehungen Pirna (2019)
Ein hohes innerstädtisches Verkehrsaufkommen verursachen auch der Schüler-, Einkaufs- und Freizeitverkehr. Hier überlagern sich innerstädtische Verkehrsbeziehungen mit dem ein- und ausströmenden Verkehr des regionalen Zentrums.