Angebotsgrundsätze – Erfolgsfaktoren im ÖPNV
16. Oktober 2020:
Im aktuellen Konzept für die Neuausrichtung des Busnetztes wurden die Vorgaben des VEP 2030 nochmals überprüft und weiterentwickelt. Eine Art „übergeordnete“ Grundlage und Bewertungsmaßstab für die Neuausrichtung des Busangebotes in der Stadt Pirna sind allgemeingültige, systemspezifische Erfolgsfaktoren des Öffentlichen Personennahverkehrs – dazu zählen insbesondere:
- wettbewerbsfähige Reisezeiten gegenüber dem motorisierten Verkehr,
- eine hohe und durchgängige Servicequalität – d.h. attraktive, zuverlässige und geschlossene Reiseketten (inkl. der Haltestellenzugänge),
- geringe Nutzungshürden – d.h. ein leicht verständliches Angebot und seine einfache, komfortable Nutzung.
Kriterien zur Beschreibung dieser Erfolgsfaktoren sind u.a.:

Für den städtischen ÖPNV in Pirna lassen sich daraus die folgenden Angebotsgrundsätze ableiten:
- Alle Stadtteile erhalten Direktverbindungen zum Bahnhof / ZOB mit ganztägig attraktiven Anschlüssen zur S-Bahn. Erste Priorität haben Verbindungen in/aus Richtung Dresden. Gemäß Fahrgastzählungen des VVO entfallen ca. 80% des Bahnverkehrs von/nach Pirna auf die Relation Dresden.

- Eine attraktive Durchbindung der Linien- bzw. Linienäste am ZOB schafft möglichst viele umsteigefreie Direktverbindungen zwischen den Stadtteilen.
- Alle Stadtbuslinien verkehren ganztägig in einem regelmäßigen Grundtakt von 30/60 Minuten je nach Siedlungsdichte im Korridor, wobei auf Abschnitten mit Linienüberlagerungen jeweils sinnvolle Taktergänzungen angestrebt werden.
- Für Gebiete mit ähnlicher Siedlungsstruktur gelten einheitliche Betriebszeiten. Grundsätzlich ist an allen Tagen ein durchgehender Betrieb ohne zeitliche Lücken vorgesehen.
- Fahrplanlage und Linienführung bleiben im Tagesverlauf unverändert. Ausnahmen sind Verschiebungen der Fahrplanlage zur Randverkehrszeit am Morgen und/oder Abend (z.B. wegen veränderten Anschlussbeziehungen) sowie Anpassungen des Linienverlaufes bei der Erschließung von Außenquartieren in der Randverkehrszeit.
- Sollten spezielle Belange des Schülerverkehrs (z.B. hinsichtlich Fahrzeugkapazität, Fahrplanlage) nicht mit dem vorgeschlagenen Taktfahrplan abgedeckt werden können, sind punktuelle Angebotsergänzungen zu prüfen (z.B. zusätzliche Kurse). Das grundlegende Taktkonzept bleibt jedoch unverändert.
- Zur besseren Verständlichkeit werden Linienbezeichnungen mit Buchstaben bzw. Buchstabenkombinationen durch Liniennummern ersetzt.
- Schleifenfahrten und Einrichtungshaltestellen werden zu Gunsten einer einheitlichen Linienführung in Hin- und Rückrichtung so weit wie möglich vermieden.
Als ergänzendes Kriterium bei der Festlegung künftiger Angebotsstandards wurde die heutige ÖPNV-Nutzungsintensität dem Fahrgastpotenzial im Einzugsgebiet und der derzeitigen Angebotsdichte gegenübergestellt. Daraus lässt sich einerseits ableiten, in welchen Ortsteilen bzw. Korridoren ein besonders großes Steigerungspotenzial bei der ÖPNV-Nutzung besteht. Andererseits sind auch Rückschlüsse auf die Ursachen einer geringen Nutzungsintensität möglich. So können beispielsweise geringe Fahrgastzahlen bei vergleichsweise dichtem Fahrtentakt darauf hindeuten, dass die Linienführung und/oder die Anschlüsse nicht bedürfnisgerecht gestaltet sind. Die Gegenüberstellung von Angebotsdichte und Siedlungsstruktur des Einzugsgebietes verdeutlicht zudem bestehende „Ungleichbehandlungen“ zwischen den Stadteilen. Dies äußert sich vor allem in den Randbereichen, wo ähnlich große Siedlungsgebiete erhebliche Unterschiede bei der täglichen Betriebszeit, der Fahrtenhäufigkeit und der Regelmäßigkeit des Fahrplanes aufweisen. Hier geht es nicht nur um das Schließen von Angebotslücken, sondern ggf. auch um die Vermeidung von ineffizienten Überangeboten.
Mit dem Ziel einer möglichst einfachen und verständlichen Angebotsstruktur wird im neuen Buskonzept nur noch zwischen zwei wesentlichen Raumtypen unterschieden:
- Gebiete mit hoher Siedlungsdichte – d.h. die Innenstadt, die dicht besiedelten, innenstadtnahen Quartiere (Copitz, Sonnenstein, Südvorstadt) sowie der Ortsteil Graupa als das am dichtesten besiedelte Gebiet am Stadtrand.
- Außenquartiere mit geringer Siedlungsdichte: Bonnewitz, Liebethal, Birkwitz, Pratzschwitz, Mockethal, Zatzschke, Posta, Zuschendorf, Zehista, Dohma, Rottwerndorf, Neundorf, Krietzschwitz
Durch Angebotsüberlagerungen resultiert auf den Hauptachsen von/zum Stadtzentrum ebenfalls eine städtische Angebotsdichte. Dies betrifft insbesondere die Korridore von der Innenstadt in Richtung Rottwerndorf-Neundorf, Zehista und Jessen bzw. Graupa.